Führungsqualitäten – woher nehmen?

Wenn jemand auf andere Menschen eine starke Ausstrahlung hat, liegt das meist an einem guten Selbstbewusstsein.

So haben Führungskräfte, die sich ihrer selbst bewusst sind, eine ganz andere Wirkung auf beispielsweise Mitarbeiter und Kunden als solche, die von Hetze und Nervosität getrieben sind. Wie erlangt man eine solche Führungsqualität?

Einstellung zum Job

Führungspositionen sind herausfordernd, daran besteht kein Zweifel. Wie oft nehmen Menschen es als selbstverständlich hin, dass die berufliche Tätigkeit Kraft kostet und Energie raubt? Und wieso denken die meisten, dass die private Zeit dazu da ist, die Batterien wieder aufzuladen? Zusammengefasst bedeutet das: Intensive berufliche Arbeit nimmt Energie weg, alles außerhalb davon führt diese wieder zu. Was mich dabei nachdenklich macht, ist die eigentliche Aussage dahinter, nämlich, dass Menschen mit diesem Empfinden keinen Spaß bei ihrer Arbeit verspüren. Das ist sehr schade, denn wer etwas mit Leidenschaft macht, empfindet Stress nicht als etwas Negatives.

Leidenschaft und Eifer bei der Arbeit werden als sogenannter positiver Stress bezeichnet – im Fachjargon Eustress genannt. Dieser wirkt im Regelfall nicht auslaugend. Was dagegen als negativer Stress wirkt und negative Gefühle wie Angst, Wut und Nervosität aufkommen lässt, sind Dinge wie Ärger mit Kollegen oder Klienten, vermeidbare Kundenreaktionen, eigene Fehler, schlechte Laune des Chefs, die man selbst absorbiert hat. Hier hat man es selbst zugelassen, dass diese »Kleinigkeiten« negative mentale Schwingungen hervorrufen. Jedoch sind Selbstvertrauen und Gelassenheit unverzichtbare Faktoren, um Erfolg zu haben. Doch wie wird man gelassener, wenn der hektische Alltag dafür keine Gelegenheit bietet?

Gelassenheit lernen

Möglicherweise sind Sie schon öfter morgens mit dem Vorsatz aufgestanden, sich heute nicht ärgern und unter Stress setzen zu lassen, und kaum war es Mittag, mussten Sie sich schon geschlagen geben. Ruhe ist keine Frage des Willens. Es hilft nicht, energetische Entschlüsse zu fassen, die Fäuste zu ballen und sich einzureden, dass Sie nichts aus der Fassung bringen kann. Auch ich bin kein Freund komplizierter Anstrengungen und gebe Ihnen daher aus eigener Erfahrung den Tipp: Lernen Sie einfach, besser damit umzugehen.

Wenn es beispielsweise Menschen gibt, die Sie als einschüchternd empfinden und deshalb lieber meiden, versuchen Sie, proaktiv auf diese zuzugehen. Zuerst auf jene, die Sie am wenigsten verwirren, dann auf die, die Sie früher aus der Fassung zu bringen vermochten. Stellen Sie sich vor, was als Schlimmstes passieren könnte. Vermutlich wenig bis nichts. Oftmals stehen unsere unbewussten Ängste kaum in Relation zu möglichem Misserfolg. Durch das Benennen werden sie greifbar und der psychologisch assoziierte Schrecken verliert schnell seinen Bann.

Wie wird man gelassener?

Ihre körperliche Verfassung und Ihr innerer Halt hängen sehr stark voneinander ab. Vielleicht haben Sie selbst schon erlebt, dass Sie anderen vorgespielt haben, gut gelaunt zu sein und waren es dann wirklich. Jede Gemütsbewegung wirkt unmittelbar auf den Atem. Wenn wir erschrecken, halten wir instinktiv die Luft an. Stellen wir erleichtert fest, dass die Gefahr vorüber ist, atmen wir langgezogen auf und damit aus. Solange wir ruhig und gleichmäßig atmen, halten sich Händezittern, Erröten oder andere äußere Anzeichen unserer Gemütsbewegung in Grenzen. Mit dem Atem können wir also unser Gemüt bewusst steuern – und uns in herausfordernden Situationen aktiv beeinflussen.

Den Atem steuern lernen

Mithilfe der hier folgenden Übungen können Sie lernen, Ihren Atem bewusst zu regulieren: 

  • Machen Sie einen kurzen Spaziergang – gehen Sie kontinuierlich und rasch. Sollte jemand mit Ihnen gehen, vermeiden Sie es, sich zu unterhalten.
  • Gehen Sie jeden Schritt bewusst und zählen Sie jeden Schritt, bis Sie mit Einatmen fertig sind. Dann entlassen Sie den Atem, während Sie wieder zählen. Es sollte die gleiche Anzahl Schritte herauskommen wie beim Einatmen. Führen Sie das für eine Viertelstunde so fort. Mit etwas Übung werden Sie sich bald steigern und ein größeres Atemvolumen erreichen.

Nach einiger Zeit werden Sie sich vermutlich beruhigen und wohlfühlen. Das Adrenalin, das bei Ärger und Stress im Körper ausgeschüttet wird, ist nun in wohltuende Bewegung überführt worden.

Dann unterstützt richtiges Atmen also die Führungsqualität?

Im Grunde genommen kann man sagen: Für Ärger und Stress sind Sie jetzt unzugänglicher geworden. Selbst der unvorsichtige Autofahrer, der Ihnen eben die Vorfahrt genommen hat, kann Sie nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Dieses wunderbare Gefühl wird in der Regel einige Zeit anhalten.

Was tun bei Stress?

In Zeiten mit starkem Stress sollten Sie diese Übung öfters wiederholen. Durch mehrfache Wiederholung am Tag oder mit der Zeit kann die Wirkung dieses positiven Gefühls länger anhalten. Je höher Ihre Anspannung, desto zügiger sollten Sie gehen. Hat sich Ihr Atemvolumen mit der Zeit vergrößert, ist es an der Zeit, die Anzahl der Schritte dauerhaft zu erhöhen. Diese Übung sollten Sie jedoch in keinem Fall bis zur Erschöpfung steigern, sie sollte mühelos erfolgen. Glücksgefühl und Wohlbehagen sind der Lohn für diese mit Maß und Ziel ausgeführte Übung.

Bereitet eine bestimmte Person Ihnen Stress, machen Sie sich bewusst: Auch dieser Mensch hat einmal Windeln getragen, geht zur Toilette, kennt Enttäuschungen und Ängste – und wäscht sich ebenso wie Sie nur mit Wasser. Eine solche Vorstellung hilft bei persönlichen Gesprächen und Meetings wie auch bei Telefonaten.

Haben Sie ähnliche Erlebnisse und wünschten sich in manchen Situationen mehr Gelassenheit und Führungsstärke?

Probieren Sie diese Tipps aus und teilen Sie mit uns Ihre Erlebnisse.

Ihr
Thomas Reichart

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