Sprache und was sie bewegt

Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, was Ihre Sprache bei Ihnen, aber auch bei Ihrem Gegenüber bewirkt?

Sprache erzeugt Wirklichkeit, ein Wort kann die Stimmung innerhalb von einer Minute ins komplette Gegenteil drehen. Worte können tiefe Spuren hinterlassen, viele tragen heute noch Schäden von solch unbedacht geäußerten Sätzen auf der Seele, manche gar ein Leben lang.

Deshalb lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und zu hinterfragen, was wir bewirken, wenn wir einfach so daherreden. Was verursachen wir im Unterbewusstsein des Betroffenen und welche Auswirkungen hat das auf unser Umfeld? Mit folgender Übung können Sie testen, welchen Eindruck Sie in Ihrer Umgebung hinterlassen: Versuchen Sie mal jeden Satz genau so zu sagen, wie Sie ihn tatsächlich meinen.

Das wird vor allem denjenigen schwerfallen, die gerne ironisch „Na toll“ äußern, oder zum Kollegen sagen: „Na, du schaffst aber heute was!“. Stattdessen also: „Das läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe“ und: „Ich finde, du könntest ein bisschen mehr Gas geben“.

Geist über Materie? 

Viele Menschen sind der Meinung, dass unsere Gedanken unsere Welt beeinflussen und gehen davon aus, dass sie sich Bestimmtes nur wünschen müssen, damit es passiert. Ich würde noch einen Schritt früher ansetzen: Ich denke, dass das gesprochene Wort die Wirklichkeit erschafft. Denn wir schicken mit unserer Aussprache einen Pfeil Richtung Ziel los – wie schnell der Pfeil fliegt, liegt in der Hand des Bogenschützens.

Kleist formulierte das folgendermaßen: „Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage“ sowie: „Die Gedanken entwickeln sich beim Reden.“

Lust auf eine Sichtweisen-Veränderung?

Häufig versuchen wir in Gesprächen, gerne in Streitgesprächen, den Gegenüber dazu zu bringen, uns zu verstehen. Oft endet das darin, dass sich keiner gegenseitig zuhört, sondern jeder nur versucht, seinen Standpunkt zu vertreten. Heraus kommen dabei Machtkämpfe, Missverständnisse bis hin zu Verletzungen.

Ich schlage Ihnen vor: Machen Sie es anders! Versuchen Sie die gegensätzliche Haltung einzunehmen, nämlich nicht auf Biegen und Brechen dem Gegenüber Ihren Standpunkt klarzumachen, sondern in erster Linie zu versuchen, den anderen zu verstehen. Erst wenn Sie meinen, dass das geschafft ist, gehen Sie dazu über, verstanden zu werden.

Das Ziel ist, dass Sie Ihrem Gegenüber vermitteln, gehört zu werden. Ihm das zu signalisieren können Sie entweder mit Fragen erreichen:

  • „Wenn ich dich richtig verstehe, dann ...?“
  • „Habe ich richtig verstanden, dass wir ...?“
  • „Du meinst also ...?“

Oder damit, dass Sie Ihre eigenen Empfindungen zeigen:

  • „Ich habe den Eindruck, dass du dich gerade ... fühlst, stimmt das?“
  • „Ich merke, dass ...“
  • „Ich habe das Gefühl, dass du ... meinst.“
  • „Ich habe dich noch nicht ganz verstanden, ...“

Wenn Sie diesen Tipp in die Tat umsetzen, wird sich Ihre Anziehungskraft, Kommunikation und Fähigkeit, zu anderen Menschen in Beziehung zu treten, enorm verbessern. Genau das wünsche ich Ihnen. 

Ihr
Thomas Reichart

Back